3. Faehre Wandertag / Lünersee

Bildschönes Wetter und tolle Aussichten haben den 3. Faehre Wandertag zu einem echten Erlebnis für uns alle gemacht. Wir freuen uns schon jetzt auf den nächsten Wandertag. Lass dich von unseren Schnappschüssen verzaubern und anstecken. Vielleicht bist du das nächste Mal auch dabei? Würde uns sehr freuen!

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Wir brauchen keine Radikalisierung!

Ungekürztes VN-Interview:

Michael Kögler, Mitgesellschafter der FAEHRE – Suchtberatungsstelle in Dornbirn sowie Vorsitzender des Vorarlberger Landesverband für Psychotherapie (VLP), über das toxische Gedankengut in Zeiten des Holocausts und Parallelen zur heutigen Zeit.

Heutzutage gibt es wohl niemanden, der offen von sich behaupten würde, er hätte sich in Zeiten des Holocausts an den Ermordungen und Verfolgungen von Millionen europäischer Juden beteiligt. Und doch ist genau dies vor nur mehr 80 Jahren geschehen. Warum Menschen sich zu solchen Untaten verleiten lassen, erklärt Michael Kögler, studierter Psychotherapeut, Erziehungswissenschafter sowie Vorsitzender des Vorarlberger Landesverbands für Psychotherapie (VLP).

„Es beginnt schon mit der Erziehung der Kinder“, erklärt Kögler. „Kleine Kinder sind kreative und fantasievolle Wesen und glauben natürlich an die positive Autorität der Eltern und alles, was man sie glauben macht.“ Dem Psychotherapeutenund Erziehungswissenschafter zufolge, brauche es zur Entwicklung eines freien, selbstbestimmten Menschen eine Befähigung zur Selbsterziehung. Dies hinge jedoch stark von den Eltern, den Kindergärten, den Schulen – der Sozialisation – ab. „Auch heutzutage finden wir noch ein Erziehungs- und Schulsystem vor, dessen Grundzüge vom maria-theresianischen-Denken geprägt sind. Die Devise lautetedamals: Alles für, jedoch nichts durch das Volk selbst.“ Erziehung soll erwachsene Menschen nicht zu blinderAutoritätshörigkeit und Anpassung führen, sondern zuFreiheitsfähigkeit, zur Fähigkeit eines eigenverantwortlichen, kritischen Denkens und Handelns. Demokratie lässt sich nur mit Mündigen und nicht mit Hörigen realisieren.

Für Kögler steckt hinter dem Antisemitismus die Suche nach Schuldigen, einem Feind, auf den alles Böse dieser Welt projiziert wird. „Gerade das Judentum musste als eine Art Sündenbock für andere herhalten. Schon im Mittelalter wurden ihnen die Schuld an der Pest zugeschoben.“ Zweck dieser Suche nach einem Schuldigen, auf den man alles Böse, das in einem selbst wohnt, schieben kann, sei es, sich selbstfrei von Schuld darzustellen. „Durch das Schaffen einer negativen Identität anderer, wird versucht, sich selbst eine positive zu verschaffen.“ Und dieser Mechanismus sei auch in unserem alltäglichen Leben immer wieder festzustellen, erklärt der Psychotherapeut. Gerade Gruppen-Identitäten, wie z.B. auch etwa politische Parteien, sind anfällig dafür, das Negative nach außen zu projizieren.

„Schon in der Bibel steht: Wer frei ist von Schuld sei, der werfe den ersten Stein. Es gilt aber das Böse in uns selbst zu suchen, nicht in anderen.“ Die bekannte Psychoanalytikerin Ruth Cohn sagte dazu: Feindseligkeit ist jene Seligkeit, die das Böse in den anderen projiziert, um ihn dann vernichten zu können. Diese Psychodynamik führt der Psychotherapeut auf die Schattenseite der menschlichen Freiheitsfähigkeit zurück. Denn kein anderes Lebewesen der Erde ist dazu fähig, Abgründe auf zu tun und zu vernichten, wie es die Menschheit unter ihres gleichen, während des ersten und zweiten Weltkrieges, getan hatten und in Zukunft tun kann.

Parallelen in der heutigen Zeit

„Als Psychotherapeut und Philosoph beobachte ich schon seit langer Zeit mit großer Sorge eine zunehmende Enddemokratisierung und einen schleichenden Rückschritt in Richtung autoritärer Strukturen. Das spüren die Menschen vermutlich in ihrer derzeitigen Ohnmacht in Zeiten der Corona-Krise besonders deutlich, wodurch diese Tendenzen gerade auch jetzt immer mehr an die Oberfläche treten.“ Auf die Frage, ob er persönlich eine weitere Holocaust-ähnliche Situation in Österreich befürchte, verweist Kögler auf den Spruch: Warum lernen wir Geschichte, wenn wir nichts aus der Geschichte, lernen? „Ich gehe nicht davon aus, dass uns eine derartige Form von Nationalsozialismus und Faschismus, wie sie im zweiten Weltkrieg wütete, bevorsteht. Doch in einer viel subtileren Form, halte ich eine schleichende Entmündigung der Menschen sowie wütende Weltwirtschaftskriege durchaus für möglich.“

Gefährlich seien heute „subtile“ autoritäre Ideen und Maßnahmen, etwa was die Covid-19-Maßnahmen angeht. „Man spricht davon, dass die Impfung freiwillig sein soll. Sollte man sich jedoch nicht impfen lassen, drohen möglicheEinschränkungen, obwohl es derzeit noch keinen empirischen Nachweis dafür gibt, dass eine Impfung die Weiteransteckung verhindere. Konsequenzen sind etwa der Verlust des Arbeitsplatzes oder das Verbot zu reisen usw..“ Auch kursieren z.B. Ideen MitarbeiterInnen in einem Weltkonzern Covic-19-Halsbänder umzuhängen, damit sie den Mindestabstand zwischen sich einhalten. 

Dem Psychotherapeuten zufolge eine sehr heikle Sache: „Mir fehlt hierbei ein offener, kritischer Diskurs.“ Dieser solle jedoch nicht nur zwischen Politikern und Ärzten stattfinden, sondern innerhalb der Gesellschaft mit Philosophen, Soziologen, Psychologen, aber auch mit den Bürgern und Laien geführt werden. Was derzeit geschieht kann einen auch an das Milgram Experiment aus den 60er Jahren erinnern, bei dem Personen gezwungen wurden andern Testpersonen Schmerzen zuzuführen und dies im Dienste einer„Wissenschafts-Gläubigkeit“. „Es braucht hier mehr Aufklärung in der Bevölkerung! Denn wie Immanuel Kant schon sagte, ist ‚Aufklärung die Befreiung aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit. Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“

Auch das Gipfeln von irrationaler Autorität bereite Kögler große Sorgen. Hierbei verweist er etwa auf das bekannte Zitat des österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz: „Bald wird jeder von uns jemanden kennen, der an Corona gestorben ist.“ Dem Psychotherapeuten zufolge schüren derartige Aussage irrationale Ängste innerhalb der Bevölkerung. Ein Gefühl von Ohnmacht und Zukunftsängste seien die Folge. „Angst stellt jedoch hier keinen guten Ratgeber dar.“ In weiter Folge zöge es sie dann die Menschen in Form von Protesten auf die Straße oder in die sozialen Netzwerke, auf der Suche nach Erklärungen, Gleichgesinnten und einem Zugehörigkeitsgefühl. Problematisch werde dies, wenn die Betroffenen dabei mit Menschen in Berührung kommen, die üble oder manipulative Absichten hegen. Jene, die als eine Art „Rattenfänger“ fungieren und die Angst der Menschen, für ihre eigenen Zwecke missbrauchen wollen. „Und was wir derzeit gar nicht brauchen können, ist eine Polarisierung oder Radikalisierung – wie wir es z.B. auch in den Niederlanden beobachten können – , in welche Richtung auch immer. Viel mehr brauchen wir öffentliche Diskurse im Sinne einer offenen, demokratischen Gesellschaft.“